Auf Mission für eine lebenswerte Zukunft
Seit 2015 ist die Jugendhilfe Mitglied im Verein der Gemeinwohlökonomie (GWÖ). Sie unterstützt die Vision der GWÖ "Gut zu leben in einer Welt, in der die Wirtschaft im Einklang mit ethischen Werten ist". Das Ziel der Gemeinwohlökonomie-Bewegung ist eine grundlegende wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Transformation hin zu einer gemeinwohlorientierten Wirtschaft. Damit setzt die GWÖ einen Kontrapunkt zur Praxis des sogenannten grenzenlosen Wachstums zulasten sozialer und ökologischer Faktoren, das auf Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft und Umweltzerstörung beruht. Sie folgt der entgegengesetzten Wachstumslogik, indem sie wertebasiert zugunsten des Gemeinwohls und der Umwelt wirtschaftet. Dieses innovative Konzept passt zur Wachstumslogik der Jugendhilfe, bei der nachhaltige und zuverlässige (Beziehungs-)Strukturen und Verantwortung gegenüber den betreuten Kindern und Jugendlichen im Vordergrund stehen. Außerdem lassen sich mit dem Modell hervorragend bestehende Prozesse durchleuchten und bewerten.
2016 erarbeitete die Jugendhilfe ihren ersten Gemeinwohlbericht – damals noch ohne externe Auditprüfung und einer Selbstbewertung. Als Handlungsfelder wurden schwerpunktmäßig Transparenz und Mitentscheidung und ökologische Nachhaltigkeit identifiziert. Bis zur Berichterstellung 2020 – diesmal mit Zertifizierung – bearbeitete die Jugendhilfe die Themen und fokussierte sie im aktuellen Bericht erneut.
Wertekompass und Status quo
Im Zentrum des GWÖ-Modells stehen die Werte Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit sowie Transparenz und Mitentscheidung. Diese werden in Bezug gesetzt zu den Berührungsgruppen Lieferant*innen, Eigentümer*innen und Finanzpartner*innen, Mitarbeitende, Kund*innen und Mitunternehmen sowie Gesellschaftliches Umfeld. So entstehen 20 zu analysierende Themen. Die Frage, die es zu beantworten gilt, lautet dann: Wie steht mein Unternehmen in den verschiedenen Punkten da? Wie ist es beispielsweise um Menschenwürde am Arbeitsplatz oder die Förderung des ökologischen Verhaltens der Mitarbeitenden bestellt? Der daraus entstehende Bericht wird dann von externen Auditor*innen bewertet und zertifiziert und bildet danach die Gemeinwohlbilanz.
Die Jugendhilfe ist gemeinwohlzertifiziert
Seit Februar 2021 ist die Jugendhilfe nach den Richtlinien der (GWÖ) zertifiziert. Wie gemeinwohlorientiert die Jugendhilfe bereits arbeitet und wo noch Entwicklungspotenzial besteht, zeigt das Ergebnis der Zertifizierung.
1.Gemeinwohlbilanz (2019/20) (PDF)
Menschenwürde steht an erster Stelle
Die Jugendhilfe erreichte in ihrer ersten Zertifizierung 370 von 1.000 möglichen Punkten. Nach dem Punktesystem, in dem auch Negativpunkte möglich sind, befindet sich die Jugendhilfe im oberen fortgeschrittenen Bereich. Der Wert Menschenwürde in Bezug zu Kund*innen und Mitunternehmen (Kinder, Jugendliche, Eltern und Jugendamt) ist am stärksten ausgeprägt, was sich aus der Kernaufgabe der Jugendhilfe erklärt: Die betreuten Kinder und Jugendlichen zu schützen, zu begleiten und zu fördern. Ihre Bedürfnisse und auch die ihrer Familien sind Mittelpunkt der Arbeit. Die Beziehungen zu ihnen finden auf Augenhöhe statt und werden fortlaufend geprüft.
Der Wert ökologische Nachhaltigkeit und die Berührungsgruppe der Lieferant*innen haben großes Entwicklungspotenzial. Ökologische Nachhaltigkeit und Klimaschutz gehören zu den wichtigsten Themen unserer Gesellschaft. Deshalb soll den Jugendhilfe-Kindern durch nachhaltige Bildung eine lebenswerte Zukunft ermöglicht und ein Bewusstsein für nachhaltiges Handeln vermittelt werden.
Einige Beispiele, was die Jugendhilfe im Bereich der GWÖ umgesetzt hat:
- 40 Prozent der Fahrzeugflotte bestehen aus Hybridfahrzeugen
- Rund 40 Prozent der in der Jugendhilfe eingesetzten Leuchtmittel sind LEDs; das Ziel: komplette Umstellung auf LED
- Projekte zur Umweltbildung
- Upcyclingprojekte in Kitas und Horten
- Entwicklung und Anwendung eines Konzepts für nachhaltigen Einkauf und Reduktion von Strom, Wasser sowie CO2 (Projekt „Weltretter werden!“)
- Gründung Arbeitskreis Nachhaltigkeit in 2019
- Richtlinie zur Verwendung von Reinigungsprodukten des Öko-Pioniers „Frosch“ in Wohngruppen
- Sozial-ökologische Investitionen wie der anstehende Bau eines Bio-Klärwerks
- Diensträder für die aufsuchende Arbeit der Beratungsstellen und ambulante Hilfen Kreuzberg
- zertifiziertes Recyclingpapier für den Schriftverkehr
- Bezug von Ökostrom
- Insektenhotels und Hochbeete in Wohngruppen
- Wasserspender in vielen Einrichtungen ersetzen Wasserflaschen
- kein Kauf von Plastikspielzeug in Kitas
- Partizipationsprojekt im Bereich Hilfen zur Erziehung Berlin/stationäre Jugendhilfe
- GWÖ ist Bestandteil bei den Onboarding-Veranstaltungen der Jugendhilfe
Weiterführende Informationen:
Gemeinwohlökonomie:
Die Gemeinwohlökonomie in drei Minuten erklärt:
https://www.youtube.com/watch?v=j2ZuiE-U1rk
Bildung für Nachhaltige Entwicklung