Eine „gute“ pflegerische Versorgung, Begleitung und Betreuung von Pflegebedürftigen und schwerkranken Menschen in der letzten Lebensphase ist Aufgabe und Ziel professioneller Pflege. Dieser Anspruch beinhaltet vielfältige Aufgaben und komplexe Situationen im ambulanten, teilstationären und stationären Pflegealltag.
In erster Linie steht für eine „gute“ Pflege und Betreuung immer die individuelle Situation der zu Pflegenden. Diese wird mit der Umsetzung von geeigneten und individuell angepassten Pflegestandards und medizinischen Maßnahmen unterstützt. Was eine „gute“ Pflege bedeutet, obliegt folglich immer auch der subjektiven Bewertung der beteiligten Personen, vornehmlich der zu Pflegenden selbst, ihrer Angehörigen, ihrer nahestehenden Menschen und Bevollmächtigten.
Das „gute“ Handeln wird von unterschiedlichen Wertvorstellungen beeinflusst, aus denen folglich unterschiedliche Handlungsmöglichkeiten resultieren. In diesem Sinne gehören ethische Fragestellungen und Entscheidungen zum Alltag in der Pflege.
Unterschiedliche Wertvorstellungen und ethische Entscheidungsmöglichkeiten werden dann relevant, wenn im Pflegeprozess einem gemeinsamen Handeln zu folgen ist und eine verantwortliche Entscheidung getroffen werden muss. Dabei kommt den Mitarbeitenden in allen Bereichen der Pflege häufig eine hohe Verantwortung zu. Sie bilden die Schnittstelle zwischen den zu Pflegenden, den behandelnden Ärzten, den Angehörigen, nahestehenden Menschen und den Bevollmächtigten. Sie geben ihre Einschätzungen an die behandelnden Ärzte weiter und stehen den zu Pflegenden und allen Ratsuchenden in schwierigen Entscheidungsprozessen, nicht selten aufgrund des bestehenden Vertrauensverhältnisses, beratend zur Seite.
Entscheidungen erfolgen in schwierigen pflegerischen Situationen oft spontan und situativ. Trotz struktureller Grenzen, sollte dies nicht einzelnen Mitarbeitenden auferlegt bleiben, sondern in einem strukturierten Prozess, der die unterschiedlichen Perspektiven aller Beteiligten einbezieht, stattfinden. Hieraus wird die Bedeutung ethischer Reflexion in Entscheidungsprozessen und ethisch begründeter pflegerischer und medizinischer Maßnahmen in der Pflege deutlich.
Was ist Ethikberatung und für wen?
Ethikberatung unterstützt Mitarbeitende, zu Pflegende und alle ratsuchende Menschen in der Auseinandersetzung mit ethischen Fragen des pflegerischen Alltags. Dies kann dadurch geschehen, dass konkrete Situationen im Ethikkomitee zur Diskussion gestellt werden. Ein weiteres wesentliches Instrument der Ethikberatung ist die Methode der ethischen Fallbesprechung. Für beide Beratungsformen gilt: Bei der Beurteilung eines ethischen Falls wird die konkrete pflegerische, medizinische, psychosoziale, seelische und rechtliche Situation des zu Pflegenden in den Blick genommen.
Alle beteiligen Personen geben ihre Sicht auf die Situation wieder und versuchen aufgrund der verschiedenen Hinweise in schwierigen Entscheidungssituationen dazu beizutragen, die für die zu Pflegenden beste Behandlungs-, Pflege- und Betreuungsentscheidung zu finden. Ziel ist es, durch die unterschiedlichen Perspektiven zu einer möglichst ausgewogenen, fundierten und klaren Handlungsempfehlung zu gelangen.
Anfragen zur Ethikberatung
Die Mitglieder des Ethikkomitees haben sich den einzelnen Einrichtungen als Ansprechperson zu geordnet. Ergeben sich im pflegerischen Alltag ethische Fragestellungen, können sich Ratsuchende an die Ansprechpartner des Ethikkomitees wenden.
Nachdem die Anfrage eingegangen ist, beraten sich mindestens zwei Mitglieder des Ethikkomitees, ob ein ethisches Problem vorliegt und in welcher Weise eine ethische Beratung erfolgen kann. Die anfragende Person erhält hierzu eine Rückmeldung der Mitglieder des Ethikkomitees.
Was ist ein Ethikkomitee?
Das Ethikkomitee ist eine Organisationsform der Ethikarbeit und versteht sich als Gremium für die Auseinandersetzung mit ethischen Fragen des pflegerischen Alltags.
Ziel ist es, durch Beratung, Moderation und Analyse zu einer Entscheidungsfindung bei ethischen Konflikten beizutragen. Es setzt sich aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verschiedener Berufsgruppen und Arbeitsbereiche zusammen. Unabdingbar für die Arbeit des Ethikkomitees ist die Mitwirkung von Pflegenden und des psychosozialen Netzwerkes. Mitglieder des Ethikkomitees sind in der Moderation Ethischer Fallbesprechungen geschult und haben an der Fortbildung Ethikberatung teilgenommen.
In regelmäßig stattfindenden Treffen, besprechen die Mitglieder des Ethikkomitees die auftauchenden ethischen Fragen in der täglichen Arbeit der Pflege und der Betreuung. Durch unterschiedliche Perspektiven der verschiedenen Berufsgruppen soll eine möglichst ausgewogene und fundierte Handlungsempfehlung gefunden werden.
Was kann das Ethikkomitee für Sie tun?
Das Ethikkomitee steht Mitarbeitenden, Pflegebedürftigen, Angehörigen, nahestehende Menschen und Bevollmächtigte durch Gesprächsangebote und Beratung bei ethischen Fragestellungen zur Seite, die sich im pflegerischen Alltag ergeben.
Bei Bedarf führen die Mitglieder des Ethikkomitees moderierte ethische Fallbesprechungen durch.
Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner
Marco Tomfohrde (Simeon-Hospiz)
Tel. 030 · 336 09 - 868
marco.tomfohrde@evangelisches-johannesstift.de
Stephanie Bolle (Diakonie-Station Falkenhagener Feld)
Tel. 030 · 3702-27304
stephanie.bolle@evangelisches-johannesstift.de
Christa Klemm (Fortbildung Altenhilfe)
Tel. 030 33609-516
christa.klemm@evangelisches-johannesstift.de
Elke Krusch (Amalie-Sieveking-Haus / Kurt-Scharf-Haus)
Tel. 030 33609-128
elke.krusch@evangelisches-johannesstift.de
Melanie Kruse (Qualitätsmanagement Altenhilfe)
Tel. 030 33609-377
melanie.kruse@evangelisches-johannesstift.de